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28. April 2016 // Woche 12
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Hallo ihr Lieben,
wir sind es wieder!
Draußen ist Sauwetter. Eine gute Gelegenheit, sich in die Feinheiten agonistischen Verhaltens einzulesen. Lektion 1 von Kapitel 4 ist wirklich spannend und – beim Vergleich der Beißgrade – auch plastisch. Wobei der Mensch, der sich der Mutterhündin nähert, wirklich selten dämlich ist.
Auch die vier Reaktionsmuster, die vier Fs (Fight, Freeze, Flight und Flirt), sind sehr interessant: Ich selbst gehöre übrigens eindeutig zur Fraktion des dritten und vierten Fs. Flucht oder Flirt: Drohen liegt mir einfach nicht. Und der Satz „Feigheit ist der klügere Teil des Mutes“ tröstet mich sehr.
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Chica und die vier Fs
Meine Chica war genauso, bis Cora in ihr Leben trat. Mit der Großen im Schlepptau wurde sie frech. Vor allem Australian Shepherds und Border Collies kann sie nicht leiden, wenn sie sich geduckt nähern und sie fixieren. Dann kläfft sie aus sicherer Entfernung und wartet. Geht wirklich ein Hund auf die Provokation ein, steht Cora da wie eine Eins. Macht gar nichts, steht nur da. Und die Sache hat sich. Inzwischen passiert das nicht mehr, wir treffen keine unbekannten Hunde. Und mit denen, die wir kennen, sind die Hunde gut Freund oder sie gehen gleichgültig dran vorbei. Schlecht für mich, denn ich hätte jetzt gern gesehen, mit welchem F welcher der Hunde auf einem Fremden reagiert – Fight, Freeze, Flight und Flirt?
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Cora steht eher auf Fight
Stattdessen grüble ich über das Aggressionspotential von Cora. Dass sie es hat, ist klar. Woher, nicht. Rassebedingt? Sie ist schließlich ein Working Dog, ein Hütehund. Oder unterdrückt, weil sie meine Harmoniesucht übernomme Fight, Freeze, Flight und Flirt hat? Außer Igeln, Amseln, Krähen und Eichhörnchen kennt sie eigentlich keine Feinde. Die vertreibt sie mit mörderischem Bellen, hochaufgestellten Haaren vom Nacken bis zur Schwanzwurzel und grimmig nach oben gebogenem Schwanz. Und wenn, wie heute bei dem Sauwetter, nicht mal eine Amsel zu sehen ist? Dann stellt sie sich vors Gartentor, bereit, allem und jedem ihr volles Imponiergehabe zu zeigen. Und wartet, bis sich irgendwas bewegt. Dann spielt sie „gefährlicher Hund“ für eine Minute. Und Chica steht hinter ihr und genießt die Szene. Wahrscheinlich applaudiert sie heimlich. Denn dass sie auch gern drohen würde, kann sie nicht zeigen: Der lächerlich dünne Schwanz liegt meistens – rassebedingt – eng am Körper, der jetzt bei diesem Sauwetter auch noch gekrümmt ist. Und Haare stellen? Wie denn, bei knapp drei Millimeter langen Haaren? Nein, Chica ist ein kluges Teilchen. Weil sie ohnehin kein Artgenosse ernst nimmt, schließt sie lieber Frieden mit allen. Oder flieht. Oder ruft nach ihrer großen Beschützerin. Nicht nach mir, nach Cora natürlich.
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Name: Uschi Birr
Namen der Hunde: Chica, Cora
Wer bin ich? Hundefreundin, Menschenfreundin, Journalistin
Wäre mein Hund ein Mensch, wäre er…? Chica wäre ein Stille-Wasser-Mensch, der immer seinen Willen durchsetzt. Cora ein Triathlon-Athlet.
Ich liebe Hunde, weil…? Sie mir zeigen, wie toll das Leben ist und wie man es am besten meistert.
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