Frau hält liebevoll eine frz. Bulldoge in ihren Armen

Möchte man eine Beziehung mit jemandem eingehen sind Gefühle wie Vertrauen, Respekt und Verlässlichkeit grundlegende Voraussetzungen. Sie geben Sicherheit und bieten die Basis, gemeinsam alltägliche Herausforderungen zu meistern. Schaut man sich menschliche Partnerschaften an, die mit der rosaroten Brille der Verliebtheit beginnen und mit der Zeit zu einer reifen Beziehung heranwachsen, wird der gegenwärtige Gefühlszustand als Glück empfunden. Über die Zeit hat man seinen Partner in Euphorie, in starken und schwachen Momenten kennengelernt und weiß um seine persönlichen Macken. 

Schauen wir uns einmal einen natürlichen Verband unter Hunden an, finden wir ein strukturiertes soziales Miteinander, das die oben genannten Gefühle und auch die Emotionen gemeinsam erlebt und praktiziert. Es entstehen unterschiedliche Bindungen und Beziehungen, die immer zum Ziel haben, die „Familie“ zu stärken und den Fortbestand zu sichern.

 

Die Bindungsfähigkeit von Hunden

 

Der Verlauf der Domestikation unseres Hundes, bis hin zum Familienbegleithund, hat die Fähigkeit geschaffen, dass unser heutiger Vierbeiner uns Menschen als einen sozialen Beziehungspartner akzeptiert und er sich sehr gut anpassen kann. So haben Mensch und Hund sehr gute Voraussetzungen, eine gemeinsame Bindung aufzubauen. Wir Halter haben nun die Aufgabe, über die gesamte Lebenszeit des Hundes, zu beweisen, dass wir in der Lage sind jegliche Herausforderungen so zu meistern, dass eine langfristige und entspannte Führung zu erkennen ist. 

Unser Hund wünscht sich von uns Sicherheit und Regeln, die er befolgen kann, um zu überleben. Doch wie stellt man das als Hundehalter überzeugend an?

 

Die Rollenverteilung

 

Es macht Sinn herauszufinden, welche Rolle wer in einer Mensch-Hund-Beziehung einnimmt. Welche Motivation oder welcher Wunsch war der Anstoß, dass ich mir einen Hund angeschafft habe? Sich dessen bewusst zu sein, hilft bereits zu erkennen, welche Persönlichkeitsmerkmale in einem Hund gesucht oder gefördert werden wollen. Passen diese zu den Bedürfnissen des Hundes, wird er es durch Lernbereitschaft und Ausgeglichenheit zeigen. Doch sind wir ehrlich, so gibt es immer mal wieder Lebensbereiche, in denen es zu Missverständnissen in den Wahrnehmungen von Mensch und Hund kommt. Genau diese führen dann zu Unsicherheiten oder sogar zu Vertrauensverlust. 

Hinweis: Bevor ich auf verschiedene Übungen zum Vertrauensaufbau eingehe, gibt es noch einen kleinen und doch wichtigen Hinweis. Unsere Hunde haben uns stetig im Auge und nehmen unsere Stimmungen, Körpersprache und Mimik wahr und gleichen diese mit den bereits gemachten Erfahrungen immer wieder aufs Neue ab. Dies hat zur Folge, dass wir für den Hund berechenbar bleiben und er einschätzen kann, was zum Beispiel als nächste Reaktion folgen kann, so dass er sich entsprechend darauf einstellen kann. Das zeigt, wie sozial intelligent unsere Hunde sind. Wie gut kannst Du Deinen Hund lesen? Kannst Du wirklich immer einschätzen, welche Reaktion von Deinem Hund zu erwarten ist? 

 

Das Ausdrucksverhalten des Hundes lesen können

 

Filme doch einfach mal Dich und Denen Hund mit Deinem Handy oder einer Kamera (optimal mit einer Hilfsperson ;-) bei verschiedenen Aktivitäten und schaue Dir die Aufnahmen vergrößert auf einem Bildschirm an. Wenn Du Dich mit dem Ausdrucksverhalten Deines Hundes ein bisschen intensiver beschäftigst, wirst Du sicher über das staunen, was Dir bisher verborgen geblieben war. Vergleiche die Filmaufnahmen und achte auf Stressanzeichen. Das kann unter anderem starkes Hecheln, Anspannung der Muskulatur, plötzlicher Richtungswechsel, Kratzen, in die Leine beißen oder ein fixierender Blick sein. 

 

Missverständnisse erkennen und auflösen

 

Stressanzeichen bedeuten, dass der Hund in einem Konflikt mit seiner Umwelt steht und im Normalfall würde er diesem zunächst aus dem Weg gehen wollen. Das können beispielsweise Gegenstände, Geräusche, Menschen oder andere Hunde sein. Ist Dein Hund jedoch an der Leine und Du bemerkt nicht, dass er gestresst ist, wird er die eingeschlagene Richtung beibehalten und, für Deinen Hund unverständlicherweise, weiter in die Bedrohung hineingehen. Passiert dies tagtäglich, wird Dein Hund Strategien entwickeln, die von anfänglichem Meideverhalten in ein Drohverhalten oder sogar einen Angriff wechseln können. Du hast jetzt die Möglichkeit bei erkennbaren Stressanzeichen sofort zu reagieren und für eine Alternative zu sorgen. Das kann bedeuten, dass Du mit Deinem Hund in einem großen Bogen um den Reiz herumgehst, die Richtung wechselst oder abbiegst. Praktizierst Du jeden Tag diese Anwendung, lernt Dein Hund, dass Du Verantwortung übernimmst und zusätzlich noch für Entspannung sorgst. Das macht Dich glaubwürdig und Dein Hund wird sich an Dir orientieren.

 

Gemeinsame Aktivitäten fördern die Beziehung

 

Auch wenn Hunde über den Tag verteilt viele Ruhe- und Schlafphasen benötigen, um Alltagsreize zu verarbeiten, brauchen sie kognitive Auslastungen, damit ihr Energiehaushalt ausgeglichen ist. Körperliche und geistige Bewegung wünschen möchten sie am liebsten mit ihren sozialen Partnern, gekoppelt mit viel Spaß, erleben. Je nach Veranlagung können das das Einstudieren von Tricks sein, das Erschnüffeln von gelegten Fährten durch Leckerlis oder Duftspuren sein. Durch einen versteckten Futterbeutel und die gemeinsame Suche danach machen wir den Spaziergang für unseren Hund besonders interessant. Auch Balanceübungen über Baumstämme, Parkbanken oder Baumstümpfe sind willkommene Abwechslungen, denn sie verlangen Konzentration und fördern das Körpergefühl. Je mehr kleine Übungen Du in Eure gemeinsamen Unternehmungen einbaust, desto mehr wächst Euer „Wir-Gefühl“ und eine vertrauensvolle Beziehung. 

 

Massagen und Berührungen

 

Bei Hunden, die es mögen, tragen wohltuende Massagen und Berührungen viel zur Entspannung bei. Je gesünder die Bindung, desto mehr lassen sie sich darauf ein und genießen die gemeinsame Zeit. Voraussetzung dafür ist, dass Du in einer gelassenen Stimmung bist und gedanklich den Alltag loslässt. Nimm Deinen Hund mit allen Sinnen wahr und berühre ihn in langsamen Bewegungen mit einer Hand. Das kann ein Ausstreichen, begonnen am Hals bis hin zur Rute oder entlang der Hinterläufe sein, während Du mit der zweiten Hand an einer Stelle dauerhaft im Kontakt bleibst. Oder Du massierst Deinen Hund in kreisenden Bewegungen durch. Achte bei einer Massage darauf, dass Du die Wirbelsäule auslässt. Da sich entlang der Wirbelsäule häufig Muskelverspannungen befinden, bei kleineren Rassen meist ausgelöst durch häufiges Herunterspringen von höheren Sitzgelegenheiten oder bei größeren Rassen allein schon durch das Gewicht und die Größe, sollte nur mit sanften Berührungen entlang der Wirbelsäule massiert werden. Zeigt Dein Hund an, dass es ihm in dem Bereich unangenehm ist, zum Beispiel indem er sich wegdreht oder sich von Deinen Berührungen abwendet, kann ein Termin bei einer Physiotherapeutin Ausschluss geben, ob es Verspannungen gibt und Abhilfe geschaffen werden kann. Das führt zu mehr Lebensqualität.

Lieben Gruß

Deine Tina